Herkunft:
Die Zerreiche hat Ihren Ursprung in Süd- und Südosteuropa. Sie kommt dort vorwiegend in Laubmischwäldern vor. Besonders häufig sieht man sie mit der Blumenesche und der Hopfenbuche. Ganze Eichenwälder kann sie mit der Flaumeiche bilden.
Es handelt sich dabei um riesige Wälder mit einem unschätzbaren ökologischen Wert, denn dutzende von Säugetieren, wie Wildschweine, aber auch die herrlichsten Vogelarten leben von den nahrhaften Eicheln dieser Eiche.
Natürliche Areale finden sich aber auch in Mitteleuropa. So trifft man Sie selbst in Südösterreich, dem Tessin oder Südtirol an. Selbst am Kaiserstuhl gibt es natürliche Bestände welche aber wohl die Römer dort angelegt haben dürften.
Botanisches:
Es bilden sich gewaltige Einzelexemplare von mehr als 30 Metern Höhe. Sie wächst anfangs eher leicht aufrecht mit einer schlanken Krone. Allerdings wird die Krone mit zunehmendem Alter breiter und rundlich. So werden die Bäume über 8 Meter breit.
Die Borke ist dick, hart und stark rissig. Sie ist wie alle Pflanzenteile dieser Eichenart besonders zäh und von undurchdringlicher Härte!
Das Blatt ist tief gelappt mit einer stark filzigen Unterseite. Die Oberseite ist dick, lederartig und fast undurchdringlich. Die Blätter können bis zu 13 cm lang werden. Nicht nur die Blätter, sondern auch die Jungtriebe sind von einer filzigen Behaarung.
Im Mai mit dem Laubaustrieb erfolgt auch die Blüte. Es handelt sich dabei um gelbgrüne traubenartige bis 10 cm lange Blütenstände. Die einzelnen Blüten befruchten sich nicht über Bienen, sondern über den Wind.
Die kleinen, aber hübschen Eicheln benötigen zwei Jahre am Baum zur Reifung. Sie sind durch eine ebenfalls harte und stachelige Copula bestens geschützt. Diese Copula überdeckt die eigentliche Eichel fast ganz. Erst bei voller Reife löst sie sich aus dieser schützenden Ummantelung. Die Eichel ist insgesamt ca. 3 cm lang und gehört somit eher zu den kleinen Eichelfrüchten.
Ansprüche und Robustheit:
Quercus cerris liebt warme und vollsonnige Standorte mit tiefgründigen Böden. Hier macht sie eine besonders tiefe Pfahlwurzel. Sie bevorzugt zwar eher alkalische Standorte, es hat sich jedoch herausgestellt, dass sie auch mit stark sauren Böden gut zurecht kommt.
Sie verträgt auch Halbschatten und kann sich gegen eine Konkurrenzvegetation sehr gut behaupten.
Sie wächst nicht nur im Flachland, sondern auch in höheren Lagen bis über 1200 Metern in Mittleren Gebirgslagen. Fairerweise muss man sagen, dass Sie zwar bis – 23 ° C frostsicher sein soll, jedoch traten an besonders kalten und exponierten Stellen oft Frostschäden auf.
Nun kommt der wohl wichtigste Vorteil und das Hauptargument für diese Eiche. Sie ist absolut robust und zäh! Alle Teile dieses Baums sind derart rau, ledrig, behaart und hart, dass sich Schädlinge und Schadpilze sehr schwer tun.
Ich hatte an meinen Jungpflanzen niemals irgendwelche Schädlinge. Das zeigt sich vor allem daran, dass einer unserer wichtigsten Forstschädlinge, der Eichenprozessionsspinner so gut wie nur an der Traubeneiche oder der Stieleiche zu finden sind. An der Zerreiche wurde nur in absoluten Ausnahmefällen ein leichter Befall festgestellt.
Auch der zweite Schädling, der Eichensplintkäfer, der uns mit dem Klimawandel immer größere Besorgnis bereitet, greift die Zerreiche fast nicht an.
Wenn man bedenkt, dass diese Schädlinge vor allem in besonders heißen und trockenen Jahren aufgetreten sind und dass die Zerreiche besonders trockenheitsverträglich ist, so kann man für die Zukunft mit dieser Eichenart hervorragend planen.
Schadpilze können an dieser Pflanze auftreten, nur sind diese ebenfalls sehr selten und ausschließlich an Bäumen zu beobachten, welche an falschen Standorten gepflanzt wurden. Es kann zum Beispiel sein, dass die Zerreiche zu nass oder zu schattig steht.
Einsatzgebiete und Verwendung:
Sie gehört zu den wichtigsten Waldbaumarten Süd- und Südost-Europas. Dort wird sie ähnlich wie die Stieleiche bei uns geführt.
In Mitteleuropa werden die herrlichen Bäume besonders gerne in Parks eingesetzt. Dort bilden sie majestätische und weit ausladende Kornen, unter denen sich zahlreiche Besucher niederlassen und den kühlen Schatten genießen können.
Sie ist absolut stadtklimafest und schnittverträglich. Zudem kann man diesen Baum hervorragend bepflastern. Bis zu einem Meter an den Stamm kann das Pflaster problemlos gelegt werden, ohne dass die Bäume Schaden nehmen.
Sie steckt Abgase, Hitze, Trockenstress, Kälte, Hagel und Unwetter mühelos weg. Sie kann ideal gepflegt und durch Schnitt angepasst werden.
Für unsere Städte wird dieser Baum in Zukunft noch viel wichtiger werden. Ein wahrer Profiteur des Klimawandels! Ein wirklich tolles und zuverlässiges Klimawandelgehölz.
Holz und Forstwirtschaft:
Das Holz kann leider mit dem der Stieleiche und der Traubeneiche nicht mithalten. Das Holz unserer heimischen Eichen ist von höherer Qualität. Dies liegt daran, dass das Holz der Zerreiche einen breiteren Splint und einen noch härteren Kern als die Stieleiche aufweist.
Dadurch schwindet das Holz sehr stark. Man muss also bei der Trocknung des Holzes aufpassen. Wenn man hier allerdings keinen Fehler macht und das Holz langsam trocknet, hat es fast die gleiche Qualität wie das der Stieleiche.
Leider erweist sich das Holz auch beim Spalten als sehr hart und zäh! Es muss sofort gespalten und verarbeitet werden, je länger man das Holz unverarbeitet lagert, desto schwieriger wird es.
Trotz dieser Nachteile ist das Holz überaus beliebt. Es wird zur Möbelherstellung und als Bauholz genutzt. Das Holz ist auch vom Aussehen mit der Stieleiche zu vergleichen.
In Südeuropa wird auch gezielt ein Niederwald zur Brennholzgewinnung aufgeforstet, der in Zyklen von ca. 15 bis 20 Jahren beerntet wird.
Zukunft/Resümee:
Die Zerreiche gehört zu meinen absoluten Lieblingsgehölzen. Sie ist robust und gesund! Zudem ist Quercus cerris überaus genügsam und nicht anspruchsvoll!
Es macht einfach Spaß mit Ihr zu arbeiten und diese tolle Pflanze zu vermehren.
Die Eigenschaften gegenüber Hitze, Abgase und Unwetter macht sie für mich zu den wichtigsten Klimawandelgehölzen schlechthin!
Um diese Eiche werden wir in Zukunft nicht mehr herum kommen.