Herkunft:
Die Virginia-Eiche hat ihr Verbreitungsgebiet im Osten Virginias und von dort aus bis in den gesamten Südosten der USA bis tief hinunter nach Mexiko. Man merkt dabei schnell, dass Quercus virginiana eine besonders wärmeliebende Eiche ist. Sie gehört zu den schönsten Bäumen der USA, vor allem als Hofbaum in den Südstaaten mit den weiten geschwungenen Ästen in Kombination mit dem Spanischen Moos, welches als Tillandsie an langen Fäden bis auf den Boden herunterhängt.
Große Beliebtheit erlangte diese Eiche auch im Unabhängigkeitskrieg der jungen USA gegen England. Ein berühmtes Schiff wurde aus dem äußerst harten, dichten und zähen Holz dieser Eiche gebaut. Dieses Schiff hieß Constitution und nahm es mit drei großen Kriegsschiffen der bisher ungeschlagenen Engländer auf. Als die Englische Marine versuchte das Schiff mit schweren Kanonen zu torpedieren prallten die Kugeln einfach an der Bordwand ab. Daher bekam dieses Schiff und auch das Holz den Spitznamen Old Ironside. Übrigens fährt die Constitution heute noch. Sie zählt zu den ältesten Segelschiffen, die es gibt.
Die Lebens-Eiche, wie diese Eiche ebenfalls genannt wird, ist auch das Wahrzeichen des Bundesstaates Georgia und wird dort noch immer hoch verehrt.
Wuchs:
Dieses Klimawandelgehölz bekommt einen kurzen und dicken Stamm. Diese mächtige Eiche verzweigt sich dann ziemlich schnell in eine weit auslaufende Krone. Es werden mächtige waagerechte Seitenäste mit mehr als 10 Metern länge gebildet. In den USA kann der Baum also ca. 20 Meter hoch und auch genau so breit werden.
In Mitteleuropa ist Quercus virginiana nicht sonderlich winterhart. Man muss diese immer gut schützen. Sie sollte nie außerhalb des Weinanbaugebietes gepflanzt werden. Sie friert dort trotzdem zurück und wächst bei uns daher eher buschig oder durch regelmäßigen Schnitt zu einem kleinen stämmigen und wunderschönen Baum heran.
Biologie:
Das Blatt von Quercus virginiana ist hart, dunkelgrün und am Rand mit kleinen Stacheln versehen, ähnlich der Stechpalme. Es gibt aber zahlreiche Varianten beim Laub. Viele Blätter sind einfach auch mit glattem Rand. Es gibt auch dickere und dünnere Blätter. Der Blattaustrieb ist leuchtend rot, was diesem Baum ein noch schöneres Aussehen verleiht. In warmen Regionen ist die Eiche immergrün. Die Blätter sind zudem filzig behaart, vor allem an der Blattunterseite.
Die Eicheln sind spitz zulaufend, schlank und länglich. Sie stecken zu einem drittel in einem behaarten Fruchtkelch. Nimmt man die Eicheln aus dem Fruchtkelch, dann sind diese dreifarbig und wunderschön anzusehen. Sie sind auch nicht bitter und können gegessen werden. Vor allem geröstet schmecken diese ganz wunderbar!
Die Borke ist dick, rau und stark rissig. Sie ist dunkelbraun bis schwarz und steht in einem herrlichen Kontrast zu den dunkelgrünen Blättern.
Die Stämme sind kurz und dick. Sie können einen Brusthöhendurchmesser von bis zu einem Meter erreichen.
Das wunderschöne hängende farnartige Gebilde, welches wir in den Filmen immer von den Ästen herunterhängen sehen, ist eine Tillandsie. Hierbei handelt es sich um keinen Schmarotzer, sondern um eine sogenannte Aufsitzerpflanze. Sie lebt mit dem Baum zusammen. Es handelt sich dabei um das Spanische Moos (Tillandsia usneoides) Dieses ist aber nicht winterhart und kommt daher auch in Europa nicht vor.
Die dicken knolligen Wurzeln sorgen für einen perfekten Halt in tiefgründigen und nährstoffreichen Böden. An jeder Wurzel bilden sich zudem auch Rhizome, an denen neue Pflanzen austreiben. Sie ist fast die einzige Eiche die das macht, um sich gegen die Sumpfkiefer (Pinus ellottii) durchsetzen zu können. Man sieht diese verdickten Speicherknollen sogar an den Jungpflanzen, wenn man im Topf etwas tiefer gräbt.
Eignung als Gartenbaum, Straßenbaum und Forstpflanze:
Wie wir oben bereits gelernt haben, ist die Lebens-Eiche bei uns nicht winterhart. Sie darf nur in Weinbaugegenden und auch dort nur geschützt gepflanzt werden. Sie wird also nicht allzu groß und eher strauchartig wachsen. Sie ist zudem äußerst schnittverträglich und kann sogar zur Kugel oder einer anderen Form geschnitten werden. Man kann sie auch als kleinen Baum erziehen. Wer also in einer geschützten und warmen Lage in Mitten einer bebauten Siedlung lebt, der kann sich durchaus eine solche herrliche Eiche in seinen Garten einpflanzen.
Als Straßenbaum in den USA und auch bei uns ungeeignet. In den USA wächst sie viel zu stark und mächtig und bei uns würde sie den Frost nicht aushalten. Ausnahmen sind wie gesagt warme Gegenden im Weinbauklima in Innenstädten mit hohen Gebäuden, die den Wind und somit auch den schlimmsten Frost gut abhalten. Die Trockenheit und einen jährlichen Schnitt würde dieses Klimawandelgehölz locker aushalten. Sie verträgt dabei nicht nur immense Hitze und Trockenheit, sondern auch längere Überschwemmungen und Staunässe.
Als Forstpflanze ist die Lebens-Eiche für Europa ungeeignet. Sie würde keinen einzigen Spätfrost überstehen.
Holz:
Das Holz dieser Eiche ist sehr begehrt, vor allem dann, wenn man ein besonders haltbares, schweres und dichtes Holz, wie beispielsweise im Schiffbau benötigt. Es wurde wie oben erwähnt zum Bau von Kriegsschiffen verwendet, wo es sogar den Kanonenkugeln fremder Schiffe standhielt. Daher hat dieses Holz auch den Beinamen Old Ironside, was so viel wie Alter Eisenrumpf bedeutet. Diesen Spitznamen haben die Schiffe wegen des unzerstörbaren Rumpfes erhalten. Die meisten dieser alten Schiffe aus diesem Holz fahren auch heute noch.
Das Holz hat folgende Werte zu bieten: Trockengewicht: 1.000 kg/Kubikmeter, Janka-Härte: 12,920 N, Bruchfestigkeit: 126,6 MPa, Elastizität: 13,52 GPa, Widerstand gegen Quetschungen: 60,8 MPa, Schrumpfung: Radial: 6,6 %, Tangential: 9,5 % und Volumenschrumpfung: 14,7 %. Das sind die Werte nach dem Trocknen.
Die Farbe des Holzes ist im Kern dunkelbraun und im Splint hellbraun. Das führt zu einer wunderschönen Maserung. Das Korn und der Faserverlauf sind gerade, jedoch mit einer unregelmäßigen Textur. Trotz dem, dass das Holz offenporig ist, ist es schwer und dicht. Das ist außergewöhnlich. Es hält auch Nässe besonders lange Stand und fault nicht. Also ein ideales Holz für den Außenbereich.
Lacke, Öle und Farben lassen sich perfekt auftragen. Es lässt sich auch gut bearbeiten ohne auszureißen. Die Preise sind enorm hoch, da es selten und extrem begehrt ist.
Zukunft/Resümee:
Die Lebens-Eiche, oder auch Virginia-Eiche ist bis jetzt noch eine reine Spielerei. Sie ist noch nicht voll winterhart und sollte nur in Weinanbaugebieten gepflanzt werden. Trotzdem ist es diese Eiche dort wert einmal ausprobiert zu werden. Sie wächst sehr gut und ist mit einer Vliesabdeckung über den Winter gekommen. Sie fror zwar bis zum Boden zurück, ist jetzt aber schon wieder super nachgetrieben.
Ich könnte mir bei dieser robusten und hitzeverträglichen Baumart tatsächlich vorstellen, dass diese sich bei uns in Zukunft etablieren könnte. Das ist aber noch Zukunftsmusik. Trotzdem super interessant und im nassen Jahr 2021 ohne Mehltau oder Schädlinge, einfach faszinierend diese kleinen Bäumchen bei mir! Ich habe sie bereits in mein Herz geschlossen und werde auch weiterhin mit dieser Eiche experimentieren.