Der Amerikanische Amberbaum wird auch Storaxbaum genannt. Beide Namen rühren von dem herrlichen Geruch des Harzes und des Holzes her und werden noch genauer erläutert.
Holz und Forstwirtschaft:
Auf Grund seiner langen und astfreien Stämme und des äußerst wertvollen Holzes erreicht er immer größere forstliche Bedeutung in Nordamerika.
Er gehört zu den leistungsfähigsten Laubbaumarten der gemäßigten Zonen. In den USA kann er bis zu 45 Meter Höhe und einen Brusthöhendurchmesser des Stammes von über 1,5 Meter erreichen. Der absolute Rekord liegt bei sagenhaften 65 Metern Wuchshöhe und einem Brusthöhendurchmesser von mehr als 2,5 Metern.
Er bildet in engem Stand sehr enge Kronen aus. Wenn Liquidambar jedoch Platz bekommt, so bildet er ausladende und rundliche Kronen aus.
Das Holz dieses Baumes gilt als eines der hochwertigsten in den USA. Leider ist es in Europa noch wenig bekannt.
Es ist geradfaserig, leicht zu bearbeiten und nimmt Farben und Lacke sehr gut an.
Der Splint ist relativ breit und weißlich rosa. Der Kern hebt sich vom Splint deutlich ab und erscheint in einer dunkelbraunen bis tiefroten Farbe.
Die Rohdichte beträgt 0,56 g/cm³. Die Biege- und Druckfestigkeit liegt etwas tiefer als bei der Stiel-Eiche.
Die forstliche Nutzung dieses Baumes stieg in den letzten 50 Jahren derart an, dass der Amberbaum nach der Eiche zum zweitwichtigsten Laubbaum in der Holzproduktion der USA geworden ist.
Das Holz wird als Bauholz, Sperrholz, Möbelholz und für Außen- und Innenverkleidungen verwendet. Zudem wird die wunderschöne Holzmaserung als Furnier verwendet.
In den USA unterscheidet man zwischen Red Gum (Kernholz) und Sap Gum (Splintholz) Die Bezeichnung Gum für das Holz wird später erklärt.
Aus dem Zellstoff dieses Holzes wird ein hochwertiges Papier hergestellt.
Botanik und Wissenswertes:
Besonders markant sind die sternförmigen Blätter. Sie erinnern stark an einige Ahornarten. Diese Blätter sind von hellgrüner Farbe und leuchten im Sonnenlicht auf Grund ihrer glatten Oberfläche. Die zerriebenen Blätter riechen stark aromatisch.
Im Herbst erscheint dann eine fulminante Herbstfärbung. Dafür ist Liquidambar berühmt. Er schillert in den verschiedensten Farben, wie gelb, orange, rot, violett und braun. Diese Herbstfärbung ist eine Grundlage für den Indian Summer in den USA.
Die verdrehten Äste stehen meist waagerecht am geraden Stamm. So entsteht eine rundliche Krone. Die gesamten Äste und weite Teile des Stammes sind mit dicken Korkleisten überzogen. Dies ist ein markantes Wiedererkennungszeichen des Amberbaums.
Von März bis Mai blühen die Amberbäume mit weißen und zierlichen Blütenständen. Diese sind eher unauffällig und kugelförmig. Aus diesen Blüten entstehen ab Herbst die kugelrunden Samenanlagen. Sie sind im Gegensatz zu den Blüten sehr auffallend und unterstützen das skurrile Bild dieses tollen Baumes.
Auf tiefgründigen Böden entwickelt sich eine tiefe und stabile Pfahlwurzel. Diese reicht bis tief in den Boden und macht diesen Baum auf solchen Böden absolut sturmsicher.
In den USA ist er äußerst schnell wachsend und kann einen Zuwachs von bis zu einem Meter pro Jahr erreichen. Bei uns erreicht er einen Zuwachs von ca. 40 cm pro Jahr.
Verbreitung:
Sein natürliches Verbreitungsgebiet liegt im Osten Nordamerikas. Dort besiedelt er den Süden Kanadas, die gesamte US-Amerikanische Ostküste bis hin zu vereinzelten Teilen Mexikos und Panamas.
Mittlerweile kommt er auch in allen mitteleuropäischen Sammlungen und Baumschul-Produktionen vor.
Obwohl er in den USA zumeist als Waldbaum vorkommt wird er doch immer häufiger in den westlichen Staaten der USA als Straßenbaum kultiviert. In Kalifornien zählt er mittlerweile zu den beliebtesten Stadtbäumen.
Sie besiedeln besonders gerne Auenböden mit periodischen Überschwemmungen und tonigen Böden. Er kommt aber auch problemlos mit steinigen und kargen Böden zurecht. So besiedelt er sogar mexikanische Höhenlagen mit geröllartigen und trockenen Böden.
Er kommt vornehmlich als Mischbaumart in Laubwäldern vor und bildet keine Reinbestände. Er vergesellschaftet sich dort mit Hickory, Ahorn, Zürgelbaum, Judasbaum, Eschen, Tulpenbaum und Eichen.
Widerstandsfähigkeit und Krankheiten:
Amberbäume sind weitgehend winterhart und können in der Regel bis 600 Meter Höhe in Mitteleuropa problemlos kultiviert werden.
Er stellt hohe Ansprüche an das Licht. Deshalb sollte er immer frei und sonnig stehen. Er gedeiht am Waldrand und in offenen Lichtungen besonders gut. In Gärten, Parks und am Straßenrand entwickelt er sich ohne Probleme.
Er benötigt in den ersten Jahren einen guten Schutz vor Konkurrenzflora durch Unkrautbewuchs. Er erträgt starke Überflutungen von bis zu 20 Tagen absolut problemlos. Auf steinigen und verdichteten Böden bildet sich dagegen eine flache Tellerwurzel und bleibt für eine starke Windauswirkung anfällig.
Schadinsekten und Pilzkrankheiten kommen fast nicht vor und sind zu vernachlässigen. Auch Blattfressende Arten sind eher eine Seltenheit. Er ist industriefest und verträgt Abgase ohne Probleme, dies ist ein weiterer Vorteil für die Nutzung als Stadtbaum.
Wichtig ist es die Bäume gegen Wildverbiss zu schützen, denn die aromatischen Pflanzenteile werden von Mäusen, Kaninchen und Rehen geliebt.
Außerforstliche Nutzung:
Er wird als Straßenbaum, Alleebaum und Parkbaum genutzt. In South- und North-Carolina säumt er fast alle Landstraßen. Im Herbst zieht es zahlreiche Urlauber in die ländlichen Regionen.
Aus Rindenverletzungen tritt Storax aus den Stammwunden aus. Deshalb nennt man ihn auch Storaxbaum. Es handelt sich um eine gelblich braune Flüssigkeit. Sie hat eine pharmazeutische Bedeutung und wird gegen Hautkrankheiten, Halsschmerzen und Durchfall eingesetzt.
Der herrliche Duft findet auch in der Seifen- und in der Kaugummiherstellung Anwendung. Selbst die alten Azteken mischten diesen Saft ihrem Tabak bei. Da dieser süße Saft auch im Holz eingelagert ist, riecht es anfangs nach süßem Kaugummi. Daher auch der Name Sweet Gum.
In den USA werden ganze Plantagen angelegt um den begehrten Saft zu ernten. Dies wird aber in einem anderen Kapitel für besondere Anzuchtideen erklärt.
Als weitere wichtige Eigenschaft ist auch zu nennen, dass sich mehr als 25 Vogelarten von den nahrhaften Samen ernähren. Auch Kleinsäuger aller Art sind in diesen weitläufigen Kronen zu finden.
Zukunft/Resümee:
Seit mehr als Hundert Jahren wird der Amberbaum auch bei uns erfolgreich kultiviert. Allerdings ist er bei uns im Forst noch gar nicht bekannt.
Er ist durch seine Anpassungsfähigkeit an jeden Standort immer wichtiger für unsere zukünftigen Planungen.
Hitze und Trockenheit können dem Amberbaum nur wenig anhaben und gehört somit zu den Klimawandelgehölzen schlechthin. Auch kurzzeitige und massive Überschwemmungen scheinen diesem Gehölz in seiner Entwicklung nicht zu schaden.
Auf solche Alleskönner sind wir auch in Zukunft angewiesen. Fairerweise muss man anmerken, dass er in rauen Lagen frostempfindlich ist. Auf Pflanzungen in Hochlagen ist daher abzuraten.
In der Regel entwickelt er sich jedoch zu einem Wunderschönen mittelhoch wachsenden Baum von bis zu 15 Metern für den Waldrand, die Stadt, große Parks und nicht zu vergessen unsere heimischen Gärten.