Wuchs:
Zweifellos gehört der Tulpenbaum zu den größten, imposantesten und schönsten Laubbäumen Nordamerikas. Die Wuchsgeschwindigkeit von Liriodendron tulipifera wird als rasant beschrieben. So gehört er auch zu den ertragsstärksten Laubbäumen im amerikanischen Forst.
In der Regel bleiben die Kronen schmal und kegelförmig. Die Äste sind dabei harmonisch zueinander aufgebaut, so dass der Eindruck von einer wohlgeformten und dichten Krone entsteht.
Der Wuchs des Tulpenbaums wird von Sachverständigen als derart geradschaftig beschrieben, dass dieser selbst die Fichte und die Douglasie in den Schatten stellt.
Das mittlere Volumenwachstum von Liriodendron tulipifera variiert je nach Standort. Es liegt dabei zwischen 5,2 und 11,5 Kubikmeter pro Hektar. Als Durchschnittswerte können hierbei ca. 8 Kubikmeter pro Hektar angegeben werden.
Vor allem in seinen Jugendjahren erreicht dieser Waldspezialist wahre Spitzenwerte im Wachstum. So wurden selbst in Versuchsanbauten in Deutschland nach 5 Jahren Exemplare mit einer Wuchshöhe von über 4 Metern gemessen. So wehrt er sich sehr schnell gegen die unliebsame Konkurrenz aus anderen Baumarten und Wildkräutern und Wildgräsern.
In den USA liegt die Wuchshöhe bei ca. 60 Metern. In Deutschland wurden bereits Exemplare mit mehr als 45 Metern gesichtet, auch in Probeanbauten in unseren Wäldern.
Biologie:
Wie bereits oben beschreiben erreicht fast keine andere Baumart einen derart geraden Wuchs. Dies spiegelt sich natürlich auch im geraden Stamm wieder. Er ist nahezu astfrei und verläuft schnurgerade bis in die Spitze. Nicht selten wurden astfreie Stämme von mehr als 30 Metern gemessen. Der Brusthöhendruchmesser liegt in Europa bei ca. 90 cm, während er in den USA bis zu 2 Meter erreichen kann.
Ein sehr gutes Erkennungsmerkmal dieses Baumes ist die in jungen Jahren noch glatte und hellgraue Borke. Mit zunehmendem Alter wird die Borke dick und rissig.
Die Knospen erinnern von der Form her stark an Magnolien. Sie sind abgerundet und silber bereift. Liriodendron tulipifera gehört zudem auch zur Familie der Magnolien.
Aus diesen Knospen entsteht ab Ende April das typische abgerundete Laub. Es ist von dunkelgrüner Farbe und fast ledrig. Der Rand ist glatt und enthält zwei typische Lappen, so dass das Blatt fast wie eine platt gedrückte Tulpenblüte aussieht. Im Herbst entsteht eine gigantische Herbstfärbung aus leuchtendem Gold. Es wird ca. 10 cm lang und auch genauso breit.
Im Frühjahr erscheint die namens gebende Blüte dieses Waldspezialisten. Es sind kelchförmige, tulpenartige Blüten in gelber Farbe mit rotem Rand. Diese Blüten treten in Massen auf und bescheren dem Betrachten während der vollen Blütezeit einen unvergesslichen Anblick. Auch als Bienenbaum ist Liriodendron tulipifera hervorragend einzusetzen. Die Blüten bringen bereits unter 20 Jahren einen Ertrag von 3,6 kg Nektar pro Hektar. Das macht eine Honigausbeute von ca. 1,8 kg. Näheres zu den Eigenschaften als Imkergehölz wird im Kapitel für Bienenbäume beschrieben.
Ab August werden dann die ebenfalls herrlich anzusehenden Samenstände dieses Waldspezialisten reif. Es handelt sich um zapfenähnliche Samenstände. Diese entlassen Ihre geflügelten Samen einzeln, welche dann über den Wind weit in die Ebene getragen werden.
Je nach Bodenbeschaffenheit entwickelt sich entweder eine starke Pfahlwurzel oder eine Herzwurzel. Bei besonders tiefgründigen Böden haben wir bereits im Sämlingsalter eine gut ausgebildete Pfahlwurzel beim Tulpenbaum beobachtet.
Der Tulpenbaum erreicht ein Alter von ca. 300 Jahren, seine Schlagreife liegt jedoch in den USA bereits bei durchschnittlich 60 bis 70 Jahren.
Standortansprüche:
Diese sind beim Tulpenbaum als hoch zu beschreiben. Er benötigt feuchte, tiefgründige und durchlässige Böden. Besonders an kühlen oder sogar kalten Berghängen Richtung Osten oder Norden fühlt er sich besonders Wohl.
Liriodendron tulipifera ist also ein Waldspezialist für Auwälder oder auch frostige Lagen, auf denen andere Bäume sonst Frostschäden erleiden würden. Durch seine hervorragende Standfestigkeit kann er Sturmempfindliche Bäume wie die Fichte hervorragend schützen.
Dieser Waldspezialist benötigt viel Licht und stockt bei einer Pflanzung unter Schirm. Er kann sich jedoch im Freistand sehr gut gegen Konkurrenz durchsetzen und hängt diese durch sein schnelles Jugendwachstum ab.
Der Tulpenbaum fügt sich ganz hervorragend in Mischkulturen ein. Sowohl Nadelgehölze, als auch Laubbaumarten sind hierbei kein Problem. Setzen Sie Liriodendron tulipifera also als Mischkultur im Waldrand Richtung Norden oder Osten ein. Hier wird er Ihnen hervorragende Dienste leisten.
Oft wird dieser Waldspezialist in der Fachkultur als standortanfällig beschrieben. Alle Versuchsanbeuten zeigten aber das absolute Gegenteil. In allen Gegenden Mitteleuropas fügte er sich nahtlos in alle Kulturen ein und bereichtert heute nicht nur unseren Forst, sondern auch viele Zoologische Gärten und Parks.
Holz:
Es zählt zum besten Stammholz Nordamerikas und wird dort als Yellow Poplar verkauft. Die Sägerwerke freuen sich immer auf die besonders geraden und vollholzigen Stämme.
Das Holz ist sehr leicht, schwindet aber kaum. Es wird besonders gerne als Bau- und Konstruktionsholz für Türen, Fenster, Möbel, Furniere oder Einschalungen verwendet. Zudem hat Yellow Poplar wunderbare Klangeigenschaften, weshalb es auch viel für den Instrumentenbau verwendet wird.
Der Tulpenbaum bildet ein zerstreutporiges und feinfaseriges Holz (r = 0,43 Gramm pro Kubikmeter). Es ist sehr leicht mit jedem Gerät oder von Hand zu bearbeiten und zu polieren. Es hält Farben, Öle und Lacke hervorragend.
Das Kernholz ist als hochwertig zu bezeichnen. Es ist weit dauerhafter als das Splintholz. Zudem halten Schrauben und Nägel im Splintholz nur schlecht. Zudem ist das Kernholz zug- und druckfester als das Splintholz.
Auf Grund des hohen Luftgehalts im Holz wird es auch gerne als Dämmung oder Schallisolierung verwendet. Zudem ist es ein hervorragender Zellstofflieferant.
In der Farbe liegt Yellow Poplar in einem rötlichen Gelbton. Hierbei unterscheiden sich Splint- und Kernholz kaum.
Zukunft/Resümee:
Dieses Gehölz ist im gesamten östlichen Nordamerika beheimatet. Der Tulpenbaum hat also ein sehr großes Verbreitungsareal und zeigt daher auch, dass er an sehr vielen Orten angebaut werden kann. Sowohl im kalten Norden, als auch im heißen und sumpfigen Süden der USA.
Das Holz ist derart wertvoll, dass es von den Europäern stark importiert wurde, doch nun sind alle Reserven erschöpft und der amerikanische Markt behält das Holz von Liriodendron tulipifera für sich.
Ein Grund mehr, diesen tollen Baum auch bei uns anzubauen. Forstliche Versuchsreihen in Deutschland haben durchweg positive Resonanzen gezeigt. Die immense Frosthärte und die allgemeine Gesundheit und Widerstandsfähigkeit gegen Schädlinge und Pilze sind beeindruckend.
Achten Sie bitte auf einen guten Verbissschutz, da die Blätter vom Wild sehr geren angenommen werden.
Sowohl die Blüten, als auch die Samen sind wichtig für Insekten, Vögel und kleine Säugetiere.