Verbreitung:
Eine der interessantesten und spannendsten Tannenarten überhaupt, denn die griechische Tanne ist eine der wenigen Endemiten. Dies sind Pflanzen, welche nur in einem bestimmten Land vertreten sind und die griechische Tanne besiedelt tatsächlich in freier Natur nur Standorte in Griechenland. Hier kommt Sie in fast allen Teilen des Landes vor.
In Griechenland kommt diese Tanne auf einem Areal bis zu 200 000 ha vor und vergesellschaftet sich besonders gerne mit Pinien und Eichen. Es gibt jedoch auch zahlreiche Reinbestände. Sie besiedelt Höhen zwischen 400 und 2100 Metern. Besonders wohl fühlt sie sich dabei auf Höhen zwischen 1000 und 1800 Metern.
Wuchs und Biologie:
Von Wuchs und Erscheinung ähnelt Abies cephalonica stark unserer heimischen Weißtanne. Die Äste stehen stark waagerecht zu einer lockeren, pyramidalen Krone. Sie bleibt aber kleiner als die Weißtanne und erreicht eine maximale Wuchshöhe von ca. 30 Metern.
Typisch ist auch die helle, fast graue Borke, welche im Alter aufreißt und in kleinen Platten unterteilt wird. Das verleiht ihr einen mediterranen Touch.
Im Mai beginnt die Blütezeit. Hierbei entstehen karminrote und leuchtende Blütenzapfen, an denen diese Tanne hervorragend bestimmt werden kann. Zwischen August und September befinden sich die Zapfen und Samen dann in der Vollreife und können geerntet werden. Die Zapfen und Knospen sind stark harzig, daran erkennt man die griechische Tanne ebenfalls sehr leicht. Der erste Samenertrag kann ab ca. 30 Jahren erwartet werden.
Nur wenige Tannenarten bilden stark spitzige Nadeln. Doch die griechische Tanne gehört dazu. Die bis zu 3,5 cm langen Nadeln stechen und sind sehr hart. Zudem sind die einzelnen Nadeln bürstenförmig um den Trieb verteilt. Das garantiert einen idealen Schutz vor Wildverbiss. Den braucht diese Tanne auch, denn die griechischen Schäfer und Ziegenhirten treiben ihre Tiere auch an die Waldränder, wo die Tiere dann alles abfressen was ihnen so in den Weg kommt und Blätter oder Nadeln hat. Die harten und borstigen Nadeln verbleiben bis zu 10 Jahre am Baum.
Doch nicht nur gefräßigen Tieren tritt diese Tanne entgegen. Sie liebt besonders trockene Felsböden und Spalten. Hitze steckt Abies cephalonica sehr gut weg. Auch mit langer Trockenheit kann sie hervorragend umgehen. Ein starkes Pfahlwurzelsystem unterstützt sie dabei.
Bestandsentwicklung:
Der natürliche Bestand der griechischen Tanne wird als stabil bezeichnet. Trotzdem sind die Bestände rückläufig. Dies hat weniger mit Raubbau, sondern eher mit heftigen Waldbränden zu tun, welche in Griechenland immer häufiger werden. Zudem trägt die Tanne auf Grund des vielen Harzes immer eine Zeitbombe mit sich. Bei einem heißen Brand brennen die Bäume dadurch umso schneller ab. Für unsere heimischen Forste ist dies kein Problem, denn auch unsere Nadelbäume tragen sehr viel Harz. Aber in Griechenland ist die Situation mit wüstenartiger Hitze und Trockenheit über die Sommermonate vollkommen anders.
Gesundheit:
Gegen Pilze ist Abies cephalonica nicht anfällig. Daher ist ein Pilzbefall an der griechischen Tanne wenig bis gar nicht zu finden. Nur an Standorten mit Staunässe oder unzureichender Bodenqualität können Schadpilze auftreten.
Allerdings gibt es einige Borkenkäferarten, die ihr zu schaffen machen. Vor allem wurden die Käfer an den Tannen gefunden, welche besonderem Stress durch Brandrodung, Industrieabgase oder schweren Stürmen mit Windbruch ausgesetzt waren.
Auf Grund des Vorkommens in solchen Höhen ist die griechische Tanne auch harten Frösten ausgesetzt, da die griechischen Winter nicht zu unterschätzen sind. So kann diese Tanne trotz ihrer mediterranen Herkunft bis zu – 20 °C ertragen. Ein Nachteil dabei ist der frühe Austrieb, welcher bei uns nachteilig sein kann, da Spätfröste den jungen und weichen Austrieb abfrieren können.
Verwendung und Waldwirtschaft:
In der griechischen Forstwirtschaft werden die Bäume mittels Schirmschlag verjüngt. Sie erzielen dabei wunderschöne und gerade Stämme mit Brusthöhendurchmesser von ca. 40 – 70 cm, welche ideal für die Holzindustrie verwendet werden können. Das Holz ist der Weißtanne ebenfalls sehr ähnlich. Wie bei den meisten Tannenarten ist das Holz sehr hell, ja fast sogar weiß.
Es wird als Konstruktionsholz verwendet und findet in fast allen Bauzwecken Verwendung, da das Holz ideal zu bearbeiten ist. Darüber hinaus werden Masten für Stromleitungen aus den Stämmen gefertigt. Für Tischlerarbeiten aller Art wird es ebenfalls sehr gerne verwendet. Die Darrdichte des Holzes liegt bei ca. 0,414 g/qcm.
In Griechenland wurde das Holz schon immer für die Brennholzgewinnung sehr geschätzt.
Obwohl der Baum in der Jugend besonders langsam wächst (5 – 10 cm pro Jahr), erreicht diese Tanne in den späteren Jahren einen Jahreszuwachs von 60 – 80 cm und somit einen Zuwachs von ca. 7 Kubikmetern je ha Waldfläche. Die Umtriebszeit liegt zwischen 110 und 150 Jahren.
Alle Teile von Abies cephalonica enthalten wertvolle ätherische Öle. Dieses Öl wird auch heute noch gewonnen. Abietis cephalonicae aetheroleum, wie das Öl ebenfalls genannt wird, wird gegen verschiedene Beschwerden wie Stauchungen, Prellungen, Erkältungen und Atemwegserkrankungen eingesetzt.
In Deutschland wird Sie immer öfter als Weihnachtsbaum kultiviert, denn dort hat man sie für besondere Problemstandorte entdeckt. Wo die Türkische Tanne alkalische Standorte meidet, werden diese Standorte von der griechischen Tanne bevorzugt. So können steinige und trockene Südhänge ebenfalls als ausgefallene Weihnachtsbaumkultur gepflegt werden. Der harmonische und gleichmäßige Wuchs bringt eine besonders hohe Rate an verkaufsfähigen Weihnachtsbäumen hervor.
Zukunft/Resümee:
Wie sich die griechische Tanne in Zukunft entwickeln wird, ist noch fraglich. Ihre positiven Eigenschaften werden nicht nur in Griechenland sehr geschätzt. Längst haben auch Länder wie Frankreich, USA oder die Türkei Versuche unternommen, diese Tanne zu etablieren. Teils mit großem Erfolg. Allerdings stecken wir in dieser Forschung noch in den Kinderschuhen.
Sicher ist die Widerstandsfähigkeit gegen Hitze und Trockenheit hervorzuheben. Zudem können Betriebe mit Weihnachtsbaumkulturen von dieser Pflanze stark profitieren. Eine solche Besonderheit lässt sich sehr gut vermarkten. Zudem können nun auch steinige und bisher ungenutzte Flächen verwendet werden.
Allerdings sind hier noch viele Erfahrungen nötig, um den wahren Nutzen dieser Tanne im Kampf gegen den Klimawandel herausfinden zu können.
Forstliche Versuchsanbauten können ebenfalls sehr nützlich sein und werden bereits in kleinem Umfang durchgeführt. Dieser standhafte und robuste Baum wäre hervorragend geeignet, um auch windwurfgefährdete Arten wie die Fichte bei Stürmen zu schützen.