Saftgewinnung:
Die Blumenesche wird unter vielen weiteren deutschen Namen geführt. So kennt man Sie auch unter dem Namen Manna-Esche, Schmuckesche oder Zwergesche.
Besondere Wertschätzung erhält Fraxinus ornus auf Grund seines weißen und zuckersüßen Saftes, welcher aus Astwunden austritt. Dieser Saft nennt sich Mannin, welcher zu 90 % aus dem sechswertig alkoholhaltigen Mannitol besteht.
So werden die Bäume in Südeuropa intensiv in Plantagen angebaut. Das berühmteste Anbaugebiet ist Sizilien, dort gibt es zwei nennenswerte Anbaugebiete. Diese Anbaugebiete sind auch bei Touristen sehr beliebt, es handelt sich dabei um Castelbuono und Pollina.
In diesen Plantagen wird die Rinde vorsichtig bis zum Kambium angeritzt. Dabei werden aber nicht der Stamm, sondern ausschließlich die Seitenäste angeritzt. Dort bildet sich weit mehr Mannin als im Stamm.
Wofür benötigt man diesen weißen Saft? Er wird vor allem für die Medizin verwendet. Dort wird er als Abführmittel, oder bei drohendem Nierenversagen und als Binde- oder Füllmittel für Tabletten eingesetzt.
Dieser Saft ist aber nicht nur für die Medizin interessant. Durch einen weiteren Herstellungsprozess lässt sich ein Süßstoff gewinnen, welcher unabhängig vom Insulin im Körber verarbeitet wird. Er ist also eine Alternative zum raffinierten Zucker oder auch zur Importware wie Stevia.
Für Diabetiker ist dieser Süßstoff besonders gut geeignet und lässt sich zudem auf natürlichem Weg ohne chemische Prozesse herstellen.
Es gibt Gerüchte, dass der sechswertige Alkoholsaft auch als Heildroge oder zum Brennen von Schnaps eingesetzt wurde. Allerdings ist eine solche Verwendung unüblich.
Dieser Saft erhärtet schnell und kann dann weiterverarbeitet oder einfach ausgekocht werden.
Bienenfutterpflanze:
Ein weiterer deutscher Name lautet Schmuckesche. Dies leitet sich wie der Name Blumenesche von den wunderschönen Blüten ab. Diese cremeweißen und federleichten Blüten stehen zu ca. 20 cm großen Blütenrispen zusammen. Von weitem sehen diese Blüten wie Blumensträuße aus, die im Baum verteilt hängen. So als wäre der Baum absichtlich mit Sträußen geschmückt worden.
Nicht nur, dass diese Blüten toll aussehen, sie duften herrlich süß! Das kann jeder Fußgänger riechen, welcher an diesem Baum vorbeiläuft. Dieser süße Pollen ist nicht nur für den Menschen interessant. Er wird von Bienen, Schmetterlingen, Hummeln und anderen bestäubenden Insekten geliebt! So zählt er im Mittelmeerraum zu den wichtigsten Bienenfutterpflanzen überhaupt. Die Hauptblütezeit erstreckt sich von Mai bis Juni. Zu diesem Zeitpunkt werden die Bienenstöcke in die Plantagen oder Wälder gestellt. Der Honig wird dabei zuckersüß und hell.
Dies unterscheidet die Blumenesche von allen anderen Eschen, denn diese sind sind allesamt Windbestäuber und für die Imkerei somit uninteressant.
Wuchs und Botanisches:
Zwergesche wird dieser tolle Baum ebenfalls oft genannt. Dies liegt daran, dass die Blumenesche langsamer wächst als alle anderen Eschen und allerhöchstens eine Höhe von 15 Metern erreicht. Alle anderen Eschenarten zählen zu Bäumen der ersten Kategorie und werden bis zu 40 Metern hoch.
Sie wächst also als Kleinbaum in lichten Wäldern und kommt dort in Mischwälder vor. So ist sie die mit am häufigsten auftretende Baumart in ganz Italien.
Dieser wunderschöne Kleinbaum hat eine rundliche und lichte Krone. Die Äste stehen strahlenförmig und verdreht vom Hauptstamm ab. Die Krone ist so licht, dass man die Blüten besonders gut sehen kann.
Die Rinde der Äste ist olivgrün, während die Rinde der Stämme von hellgrauer Farbe ist. Die Rinde ist sehr glatt und schön anzufassen.
Trotz seiner geringen Größe bildet die Blumenesche sehr gerade Stämme und das sogar durchgehend durch die Krone bis hin zur Spitze. Im Mittelmeerraum trifft man diese Pflanze daher auch sehr oft als Straßenbaum.
Wie viele andere Baumarten aus dem Mittelmeerraum hat auch dieser Baum kreuzgegenständige und unpaarige Fiederblätter. Diese Blätter werden ca. 15 – 20 cm lang und bestehen aus ca. 9 einzelnen Fiederblättchen. Diese Fiederblättchen sind eiförmig und lanzettlich mit leicht gesägtem Blattrand. Im Herbst entsteht eine wunderschöne und goldgelbe Herbstfärbung.
Standortauswahl:
Fraxinus ornus ist ein Tiefwurzler mit einem dichten Faserwurzelsystem. Man kann ihn auch als Herzwurzler bezeichnen. Das macht diesen Baum so standsicher und trotzt allen Winden und Orkanen. So schützt er flachwurzelnde Bäume im Waldesinneren.
Da die Blumenesche viel kleiner bleibt als alle anderen Eschen, kann man diese auch in kleineren Gärten oder Vorgärten einsetzen. Es werden wunderschöne kleine und total schnittverträgliche Bäume. Die Blüten sorgen für viel Abwechslung und reges Treiben durch Bienen und Hummeln.
Als Straßenbaum hat Fraxinus ornus sich schon längst bewährt. Im gesamten Mittelmeerraum, Südosteuropa und Osteuropa setzt man sie erfolgreich dafür ein. Auch in Deutschland kommt er immer mehr in der Stadtplanung vor. Nicht nur seine Trockenheitsresistenz, Schnitttoleranz und der mittelstarke Wuchs machen diesen Baum auch für enge Straßen interessant. Die gigantische violette Herbstfärbung zieht jeden Anwohner in den Bann!
Die Blumenesche wird vor allem als Pioniergehölz eingesetzt. Sie besiedelt besonders kalkhaltige und steinige Standorte in voller Sonne. Sie verträgt Hitze und Trockenheit und bildet so einen wichtigen Schirm für später entstehende Wälder mit Schattenbaumarten wie Tannen und Buchen.
In Deutschland besiedeln sie auf natürlichem Wege alte Weinberge und warme Böschungen. Vor allem in Bayern und Baden Württemberg kommt diese Pflanze sehr oft vor. Daher gilt sie dort auch als eingebürgert.
Auf Grund dieser immensen Standortanpassung kommt sie nicht nur im Mittelmeeraum, sondern auch in ganz Europa und dem Nahen Osten vor. Selbst in den Hochlagen der Türkei mischt sie sich in die verschiedensten Wälder ein.
Setzen Sie die Blumenesche als Baumart für die Hangsicherung ein. Er verwurzelt derart stark, dass die Böden vor der Erosion geschützt und wirksam gehalten werden.
Achten Sie trotzdem auf den Standort. Sie verträgt keinen Schatten oder dichte Konkurrenz durch andere Bäume. Zudem sollte sie in milden Lagen gepflanzt werden. Die Fröste sollten sich auf – 15 °C beschränken.
Fraxinus ornus meidet verdichtete Böden wie schwere Tonböden. Hervorragend sind sandige, steinige und kalkhaltige Böden. Sandiger Lehm wird ebenfalls gut angenommen.
Auf den richtigen Standorten bekommt diese Esche keine nennenswerten Probleme durch Schädlinge oder Pilze. Man trifft sie immer als treuen Begleiter ohne Probleme. Selbst Blattläuse findet man hier so gut wie nie.
Zukunft/Resümee:
Durch das Eschentriebsterben ist sie nicht bedroht. In einzelnen Fällen soll diese Krankheit zwar auch schon vorgekommen sein, jedoch ist dies nicht die Regel. Dies liegt daran, dass Fraxinus ornus die trockenresistenteste Esche ist.
Die Blumenesche ist ein willkommener Gast aus dem östlichen Mittelmeergebiet und darf herzlich gerne in unserer Natur verbleiben. Sie ist absolut Abgas- und Industriefest, lässt sich durch Schnitt hervorragend erziehen und bildet wunderschöne und gerade Stämme. Das macht sie zum idealen Stadtbaum.
Der nahrhafte Pollen macht sie für die Imkerei besonders interessant. Zudem kann sie mit vielen anderen Bienenbäumen und Blumen kombiniert werden.
Auch der Gartenwert dieser wunderschönen Bäume ist immens. Leider bislang noch wenig in unseren Gärten gewürdigt oder bekannt.
Wir sagen zu diesem tollen Baum, dass er ein verlässliches Klimawandelgehlöz ist und ganz klar in diese Sammlung gehört. Mein Tipp: arbeiten Sie viel mit der Blumenesche, wenn die standörtlichen Gegebenheiten dies zulassen.